Ich will an dieser Stelle kurz von einem Projekt berichten, das mir am Herzen liegt. Wir sehen jeden Tag die Bilder der Flüchtlinge in den Medien, und auch bei uns im Ort gibt es drei Gemeinschaftsunterkünfte („Asylantenheime“) in denen insgesamt gut hundert Flüchtlinge leben, darunter viele Frauen und Kinder.
Die Kinder gehen in die örtlichen Schulen und wir haben letztes Jahr mit einer Gruppe von 12 Frauen begonnen, den Kindern ehrenamtlich Deutschunterricht zu geben, da die Kinder alle schulpflichtig sind und die Schule damit vor neuen Aufgaben steht; da die Lehrerstunden nämlich nicht aufgestockt werden! Der Unterricht hat viel Spass gemacht.
Nun habe ich im Sommer einen ganzen Sack Wolle geschenkt bekommen und gleich die Idee gehabt, damit etwas für – oder besser mit – die Frauen in den Unterkünften zu tun. Frauen und Kinder haben es auf der Flucht besonders schwer und sind großen Gefahren ausgesetzt. Ein Raum war schnell gefunden (vielen Dank an die evangelische Kirchengemeinde, die uns unentgeltlich ihren Kreativraum überlässt) und ich konnte zwei handwerklich begabte Freundinnen zum Mitmachen anstiften. Nachdem ich mit der Gemeinde abgeklärt hatte, wann die Deutschkurse sind stand schnell der Termin – Mittwoch vormittags, ca. alle zwei Wochen, zunächst sechsmal bis Weihnachten. Mit einer sehr engagierten Ehrenamtlichen, die die Familien rundum betreut habe ich die Frauen in den Unterkünften eingeladen.
Beim ersten Treffen war die Spannung groß – würden die Frauen kommen? Erstmal waren nur wir da, plus eine Frau von der Zeitung (wir hatten gleich am Samstag einen riesigen Artikel!) – aber dann kamen sechs Frauen und haben sich auf die Wolle gestürzt. Die Nähmaschinen blieben links liegen, allerdings hatten wir auch nur wenig Stoff da. Es wurden Mützen und Schals gestrickt, gehäkelt und „gefingerhäkelt“. Es gab Kaffee und Tee und wir haben in einer sehr entspannten Atmosphäre zusammen gewerkelt.
Heute war unser zweites Treffen, es waren vier Frauen da, die daheim fleißig weiter gemacht hatten und stolz mit Schal, Tasche,Mütze…ankamen. Silvia hatte ihre Filzsachen mit und so entstanden Filzblumen und Anstecker. Ein mit den Fingern gehäkelter schal wurde mit Minipompoms zum Unikat.
Im November wollen wir Adventskalender basteln, eine der Frauen will was nähen, zwei der Frauen wollen Mützen als Geschenke stricken.
Das Ganze macht ganz viel Spaß, und ich mache das, weil ich glaube, dass ich nur im Kleinen etwas bewirken kann. Und wenn ich mit etwas, was ich ganz gut kann und das mir Freude macht ein ganz klein bisschen Licht in das Leben der geflüchteten Menschen vor Ort bringen kann dann ist mir das eine Freude. Die große Politik werde ich damit nicht machen und auch nicht die Probleme der Welt lösen, aber ein kleines bisschen einstehen für die Werte, die ich wichtig finde.
In diesem Sinne möchte ich auch auf die Aktion „Blogger für Flüchtlinge“ hinweisen, die das was sie tun machen, weil es ihnen nicht egal ist, wie mit Menschen umgegangen wird. Und mir auch nicht!